Wir folgten einer Einladung zur Konfirmation in Besigheim. Auch Marcus konnte ab dem Nachmittag daran teilnehmen und am Abend ein paar gemütlich Stunden in privater Atmosphäre im Garten hinter der Scheune mit uns genießen.

Die Wilhelma ist im April unser 1. Ausflugsziel in diesem Jahr. Mit dem Rollstuhl mussten wir ganz neue Wege entdecken!

Die gute Küche ist das innigste Band der guten Gesellschaft.“ Marquis de Vauvenargues (1715-1747)
Ich organisierte ein 7-Gänge Menü für unsere Therapeuten und enge Freunde. Die Räumlichkeiten der Klavierschule boten schon immer den geeigneten Rahmen für private Veranstaltungen.

Unsere Überraschung für meine Schüler: Marcus sitzt beim 60. Schülervorspiel am 20. Mai in seinem Kinosessel.

Nach der Ergotherapie im Biergarten.

Hinterhofromantik bei uns zuhause.

Wir lieben unseren kleinen Vorgarten, der eine echte Rarität in der Stuttgarter Innenstadt ist! Mit dem E-Rolli kann sich Marcus aber nur im Eingangsbereich vor der Klavierschule aufhalten.

Konzertveranstaltungen an der Musikhochschule sind für uns ebenso bequem zu Fuß erreichbar, wie Opernabende. So ein Examenskonzert ist schon ein prickelndes Erlebnis! Obschon ich immer in Anspannung bin, da Marcus durch Husten manchmal stören muss!

Ein bisschen Zerstreuung unter Menschen kann auch mal nicht schaden und nicht selten kommt es vor, dass wir von netten Leuten angesprochen werden, die mit uns in Resonanz gehen. Häufig stellen Kinder ganz direkte Fragen, die ich immer gerne beantworte. Schnell verfliegt dann das peinliche Gefühl der Eltern.





Immer wieder werde ich mit Problemen von außen konfrontiert. Herausforderungen dieser Art rauben so viel Energie. Lange konnte ich nur schwer damit umgehen. Es ist nötig und hilfreich, den Blickwinkel zu ändern.



In den Pfingstferien

entfällt der Unterricht und dennoch war wieder keine Erholung für mich möglich.
Mit den Mitbewohnern unseres Hauses hatte ich Stress. Seit wir den Treppenlift für Marcus im Treppenhaus installieren ließen, hatten wir extreme Auseinandersetzungen in der Eigentümergemeinschaft.
Ich war erkältet, hatte Probleme mit der Telekom und,  nicht zum ersten Mal, erlebten wir einen Totalausfall der Elektronik bei Marcus‘ Rollstuhl. Das bedeutete, dass vor allem die so wichtige Stehfunktion nicht verfügbar ist und Spazierfahrten nicht möglich sind. Den Rollstuhl kann nicht einmal ein kräftiger Mann schieben. Am Ende der Ferien an einem Sonntag streikte auch noch der Treppenlift! Die fatale Folge: „Hausarrest“ für mehrere Tage!!!





In die Räumlichkeiten der Klavierschule im Erdgeschoss des Hauses mit Zugang durch das Treppenhaus oder von der Straße her durch den Vorgarten gelangt Marcus mit seinem E-Rolli nicht. Man muss ihn tragen. Zu besonderen Anlässen ist auch immer jemand bereit, zu helfen.

Theater Open-Air im Herzen der Stadt
Stuttgarter Kultursommer 2017
im Innenhof des alten Schlosses
mit Shakespeare‘s „Komödie der Irrungen“.
Ich konnte hier mit Marcus ganz entspannt und ohne Reglementierung den Sitzplatz nach ganz hinten eintauschen! Das Privileg für Rollstuhlfahrer, in der ersten Reihe sitzen zu dürfen, ist für uns nicht  hilfreich.

Am 14. Juli jährte sich Marcus‘ Hirnblutung zum 5. Mal! Seine unerwartet gute Genesung feiern wir am Samstag, den 15.7. und Udo‘s Geburtstag gleich mit. Bernadeta bewirtete uns wieder vorzüglich.

Der schönste Sommer der vergangenen 5 Jahre

Obwohl es immer noch große Schwierigkeiten mit dem Sozialamt gibt und der Gerichtstermin am 5.9.2017 noch vor uns liegt, beruhigt sich unsere Situation allmählich.
Marcus überrascht alle mit seinen großen Fortschritten. Er isst viel über den Mund, hält seinen Kopf immer besser und nimmt aufmerksam an allem Teil. Er freut sich, wenn wir Zukunftspläne schmieden.
Wir lesen das Buch „Das Geheimnis des Loslassens“ von Han Shan und stoßen auf ein weiteres interessantes Thema: Auto-Suggestion.

„Es geht mir mit jedem Tag in jeder Hinsicht
immer besser und besser.“
Émile Coué

Wir lieben die gemütlichen Sommerabende in unserem Vorgarten. Da kommen wir auch mal ohne ständige Betreung aus und schicken die Pflegekraft in die Pause.

Herr Toy, der Chef, hat alles im Griff!? Immer flexibel und zuversichtlich, dass das Geld vom Sozialamt schon kommen wird und auch die passenden Pflegekräfte gefunden werden.

Zu Fuß, mit dem Bus oder der Stadtbahn erkunden wir Stuttgart. Unsere Tagesziele: Rotenberg, Stadtbibliothek, Teehaus, Bärenschlössle, Kursaal Bad Cannstatt, Feuersee … 

Mit dem Zug fahren wir nach Heidelberg und lernen dort Dr. Lothar Hollerbach endlich persönlich kennen. Seit Mitte 2013 nahmen wir nur telefonisch seinen ärztlichen Rat in Anspruch.

Nach 5 Jahren gehen wir abends mal wieder aus. Mit meinem Sommerdrink gesellten wir uns am Hans-im-Glück-Brunnen zur jüngeren Generation. Es ist aber wohl eher der Rollstuhl aufgefallen 😉

Auf dem Killesberg machen wir Picknick und am Abend gibt’s Flammkuchen und ein Viertel Rosé. Bei Tangomusik klingt der Abend schön aus.

Wir sind beide Herbstkinder und feiern Geburtstag mit unseren Freunden. Selbstverständlich trinkt Marcus einen hauseigenen Birnenschnaps mit und es ist bei Festen auch immer jemand da, wenn der Kopf zu schwer wird.

Luka macht ein langes Praktikum in der Pflege, bevor er seine Ausbildung als Bürokaufmann beim Pflegedienst ZIP beginnt. Da ich am Nachmittag wieder unterrichte, ist er mit Marcus alleine im Stadtpark. Marcus genießt die Herbstsonne.

„Ja, Dirk am Telefon. Er will dich ins Kino einladen. Starwars läuft gerade!“ Die Hin-und Rückfahrt übernimmt das Rolli-Taxi auch wenn‘s zu Fuß gar nicht so weit wäre. Ich bleibe, wie äußerst selten in den vergangenen Jahren, gerne ein paar Stunden alleine zuhause.

Herbstferien in der Klavierschule

… und endlich finde ich ein bisschen Zeit und Ruhe nur für mich.
Ich nähte neue Stuhlhussen für unser Balkonzimmer und kopierte die Schülerhefte für den neuen Musikkurs 2017.
Wir haben immer lange geschlafen und hatten Zeit für eine neue Heiltherapie und eine Gruppenmeditation.

FREIHEIT BEDEUTET,
DASS MAN NICHT UNBEDINGT ALLES SO MACHEN MUSS
WIE ANDERE MENSCHEN

ASTRID LINDGREN

Im Dezember: Die Situation ist stabil wie sie lange nicht war. Hält Marcus eine Weihnachtsüberraschung für mich bereit? Ich warte täglich darauf, dass Marcus wieder spricht.

In der Markthalle

Café Planie

Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, auch für Marcus!

Weihnachtszeit

Nach der traditionellen Schülerweihnachtsfeier eine Woche vor Weihnachten habe ich mir wieder ein paar Tage früher frei genommen, was alle Eltern seit Jahren verständnisvoll akzeptieren.
Die Post musste erledigt werden und ich wollte die Wohnung noch ein wenig aufräumen. Nach der niederschmetternden Verhandlung beim Sozialgericht am Dienstag verbrachten wir ein paar schöne Stunden mit Brigitta im Café Planie und wir tranken Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt.
Am Samstag kamen Heidi und Armin mit leckeren Resten von Heidi‘s Geburtstagsparty vorbei. Bernadeta brachte selbst gebackene Weihnachtsgutsle und sogar Udo schaute noch bei uns rein mit einem Korb voller Leckereien. So liebevoll wurde ich verwöhnt und unterstützt, denn ich hatte im Laufe der Jahre beängstigend viel abgenommen.
Unsere beiden Pflegekräfte Kamila und Luka waren ziemlich krank, ließen mich aber trotzdem nicht allein, denn Gabi brachte einfach einen Krankenschein. An den Weihnachtstagen unterstützte uns zusätzlich Haifa (Aushilfskraft und Mutter einer Schülerin aus Syrien) am Nachmittag. Trotz alledem versuchte ich Ruhe zu finden. Luka und Camilla gaben ihr Bestes, auch um Ursula (Camilla‘s Mutter) die Heimreise nach Polen zu ermöglichen. Einige Stunden der Versorgung habe ich im Gegenzug auch selbst übernommen.

Wie immer gab es Fondue an Heilig Abend mit Salaten und selbstgemachten Soßen. Für Marcus mixte ich alles und verabreichte ihm das Essen über die Magensonde. Er war wohl zu müde heute! Oder wollte er mich entlasten? Die Verabreichung seiner Nahrung über den Mund nahm immer sehr viel Zeit in Anspruch. Wir waren allein an Heilig Abend.